Mit zunehmender Lockerung der Beschränkungen verlagert die Politik mehr und mehr Verantwortung auf die Bürgerinnen und Bürger. Jede von uns muss sich jetzt selbst überlegen, was in ihrer persönlichen Situation angemessen ist, um sich nicht mit dem Corona-Virus zu infizieren. Und dafür sind in der Tat jeweils persönliche Gründe ausschlaggebend. So erkranken ältere Menschen häufiger schwer als jüngere, und chronisch Kranke sind stärker gefährdet als vollkommen gesunde Menschen. Wer viele persönliche Begegnungen mit Anderen hat, kann sich eher infizieren als jemand, der überwiegend zu Hause bleibt. Auch die Risikowahrnehmung und -bereitschaft unterscheidet sich zwischen den Menschen.
Nun liest man jedoch allenthalben, dass »trotz Einhaltung aller Maßnahmen« Infektionen vorgekommen sind, bisweilen sogar Ausbrüche. Das klingt, als wenn die Vorgaben nicht ausgereicht hätten, um Infektionen zu verhindern. Und genauso ist es auch! Denn die Regierungen haben bei ihren Vorgaben und Regelungen unterschiedliche Dinge im Blick. Sie erörtern nicht nur Themen wie die aktuelle Infektionsaktivität, die Kapazität der regionalen Intensivstationen oder die Auslastung der Mitarbeiter im öffentlichen Gesundheitsdienst, die die Infektionsketten nachverfolgen müssen. Auch Bereiche, die gar nichts mit Medizin zu tun haben, sind wichtig, beispielsweise das Wohlergehen von Schülerinnen und Schülern oder das Funktionieren der Wirtschaft mit Unternehmen und Mitarbeitern. All diese Überlegungen gehen in die politischen Beratungen ein, wenn weitere Lockerungsschritte beschlossen werden.
Wenn es nun beispielsweise erlaubt ist, sich zu einer Familienfeier mit 100 Menschen in einem Restaurant zu treffen, bedeutet dies noch lange nicht, dass nach der Feier alle gesund bleiben werden. Allenfalls könnte man daraus ableiten, dass die Politik derzeit das Risiko für vertretbar hält, einen Ausbruch, der aus solch einer Situation entsteht, bewältigen zu können.
Umso wichtiger ist es für jeden von uns zu überlegen, welche Vorsichtsmaßnahmen man für sich selbst, vor allem aber auch für andere Personen, einhalten möchte. Veranstalter von Feiern und anderen Zusammenkünften tragen hier besondere Verantwortung. Sie können die Umgebungsbedingungen so gestalten, dass das Risiko für eine Virusübertragung möglichst gering ist. Dass eine solche Feier dann anders abläuft und sich nicht so anfühlt wie üblicherweise, steht außer Frage. Das muss aber kein Makel sein. Denn mit Fantasie und guten Ideen entstehen Treffen, die den Teilnehmerinnen als besonderes Erlebnis in Erinnerung bleiben.
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