Die Covid-19-Erkrankung wird häufig mit der Grippe verglichen. Eine aktuelle Publikation des Robert-Koch-Instituts zeigt, dass Covid-19 bei Patienten im Krankenhaus schlimmer verläuft als die echte Grippe [1].

Die Auswertung beruht auf einer seit 2014 bestehenden Datenerhebung für Personen mit schweren akuten Atemwegsinfektionen. Sie sammelt Informationen aus 70 Akutkrankenhäusern, um bei Patienten mit Grippe und Lungenentzündung die Schwere der jährlichen Grippewellen abzuschätzen. Ab Ende Februar 2020 wurde zusätzlich die Covid-19-Diagnose erfasst. So konnten die Autoren die diesjährigen Corona-Infektionen mit den Grippewellen (GW) der Vorjahre 2015 bis 2019 vergleichen. Dazu werteten sie Perioden von jeweils 9 Wochen aus, wobei die Covid-19-Periode mit der 18. Kalenderwoche 2020 endete. Zu der Zeit wurden 18 % der bekannt Corona-Infizierten im Krankenhaus behandelt [2].

Der Vergleich der beiden schweren Atemwegsinfektionen ergab diverse Unterschiede. Noch relativ ähnlich war die Altersstruktur, denn die 1.426 Covid-19 Patienten waren mit 73 Jahren (Median) nur wenige Jahre jünger als die Grippe-Patienten mit 77 Jahren (Kinder unter 15 Jahren wurden nicht mit ausgewertet).

Jedoch zeigten viele Messgrößen, dass Personen mit Covid-19 schwerer erkrankt waren als solche während der Grippewelle:

  • Covid-19-Patienten mussten häufiger auf die Intensivstation als Grippepatienten (37 % im Vergleich zu 32 %)
  • Nur 43 % von ihnen konnten auf einer Normalstation im Krankenhaus behandelt und anschließend nach Hause entlassen werden, während es bei den Grippe-Patienten mehr als die Hälfte war (55 %)
  • Covid-19-Patienten wurden häufiger mechanisch beatmet (22 % versus 14 %)
  • Die mittlere Dauer der maschinellen Beatmung war bei Covid-19 mit 10 Tagen doppelt so lang wie während der Grippewelle mit 4 Tagen
  • 36 % der Covid-19-Patienten mussten länger als 14 Tage beatmet werden im Vergleich zu 19 % der Grippepatienten.

Beim Ausgang der Erkrankung gab es ebenfalls Unterschiede. Auf der Intensivstation starben 30 % der Covid-19-Patienten, aber nur 22 % der Grippe-Patienten. Und auch bei allen Krankenhausbehandlungen zusammengenommen war die Sterblichkeit bei Covid-19 mit 21 % deutlich höher als bei Grippe mit 12 %.

Zusammengefasst zeigt diese Auswertung, dass Covid-19 bei Krankenhauspatienten deutlich schwerer verläuft als schwere Atemwegsinfektionen während einer Grippewelle. Eine maschinelle Beatmung ist häufiger erforderlich und dauert doppelt so lange wie bei der Grippe. Daher müssen genügend Intensivbetten und Beatmungsplätze vorgehalten werden für den Fall, dass es in den nächsten Monaten wieder mehr Schwerkranke geben sollte. Hinzu kommt, dass Covid-19 nicht nur die Lunge betrifft, sondern dass auch andere Organe wie Niere und Herz schwer erkranken können. Die Behandlung ist daher vielfach komplex.

Quellen

1    Tolksdorf K, Buda, S., Schuler, E., Wieler LH et al. Eine höhere Letalität und lange Beatmungsdauer unterscheiden COVID-19 von schwer verlaufenden Atemwegsinfektionen in Grippewellen. Epidemiologisches Bulletin 2020:3–10.

2    Robert-Koch-Institut. Täglicher Lagebericht des RKI zur Coronavirus-Krankheit-2019 (COVID-19) – 03.05.2020 aktualisierter Stand für Deutschland.