Schon seit einigen Monaten ist bekannt, dass Alter und Vorerkrankungen den Krankheitsverlauf von Covid-19 beeinflussen. Todesfälle sind vor allem bei alten Menschen häufig: nach den Daten des Robert-Koch-Instituts versterben 27 % aller Erkrankten über 80 Jahre, jedoch nur 2 % der Infizierten zwischen 50 und 69 Jahren und nur 0,02 % aller infizierten Kinder und Jugendlichen.
Das Vereinigte Königreich war und ist besonders stark von der Corona-Epidemie betroffen. Eine Forschergruppe aus England baute eine enorm große Datenbank auf, um Risikofaktoren für einen schlechten Verlauf zu identifizieren. Ihre Auswertung veröffentlichten die Wissenschaftler am 8. Juli in Nature, einer der angesehensten wissenschaftlichen Fachzeitschriften.
Ausgangsbasis waren elektronische Patientendaten, die Allgemeinärzte fortlaufend in ihrer Praxissoftware dokumentierten. Mit Startdatum am 1. Februar 2020 wurden mehr als 17 Millionen Datensätze von erwachsenen Patienten identifiziert; dies entspricht rund 40 % der englischen Bevölkerung. Bis zum 6. Mai 2020 waren davon 10.926 Personen an Covid-19 verstorben, wie Dokumente der britischen Statistikbehörde bestätigten (bis zum 10. Juli 2020 lag die Zahl der Verstorbenen bei 44.000).
Die Forscher berechneten, wie stark erhöht das Risiko für einen tödlichen Ausgang der Erkrankung war, wenn bestimmte körperliche und soziale Bedingungen vorlagen. Den größten Einfluss überhaupt hatte das Alter: über 80-jährige Personen hatten ein 38-fach höheres Risiko als 50 bis 60-jährige, zu versterben, und umgekehrt war bei 18- bis 40-jährigen das Risiko zwanzigmal geringer als bei den 50 bis 60-jährigen.
Die meisten Vorerkrankungen führten zu einem höheren Sterberisiko, verglichen mit Menschen ohne diese Gesundheitsstörung (korrigiert nach Alter und Geschlecht). Am größten war der Effekt bei Organtransplantierten, deren Risiko 6-fach erhöht war. Bei Erkrankungen des Nervensystems, bei eingeschränkter Nierenfunktion oder bei aktuellem Blutkrebs war das Risiko etwa 3-fach erhöht. Personen mit Atemwegserkrankungen (außer Asthma) und Menschen mit Immunsuppression waren zweimal stärker gefährdet, an Covid-19 zu versterben. Bei Diabetikern gab es Unterschiede je nachdem, wie gut der Blutzucker eingestellt war, denn hier war das Risiko je nach Untergruppe 1,6- bis 2,6-fach erhöht. Auch eine extreme Fettleibigkeit (Adipositas), gemessen an einem Body Mass Index über 40 kg/m², führte zu einem 2,7-fach höheren Sterberisiko verglichen mit Normalgewicht.
Zusätzlich werteten die Wissenschaftler Angaben zur sozialen Situation aus. Diese wird in England mit einem Index abgebildet, der aus 7 Faktoren zusammengesetzt ist, u.a. Einkommen, Wohnsituation, Lebensumgebung und Gesundheitssituation. Die am stärksten sozial belasteten Menschen hatten ein doppelt so hohes Risiko zu versterben wie Personen mit der geringsten sozialen Belastung. Die Ethnizität spielte ebenfalls eine Rolle, denn Schwarze starben 1,9 mal und Südasiaten (z.B. aus Bangladesch) 1,7-mal häufiger an Covid-19 als Weiße. Eine besondere Stärke dieser Auswertung ist die große Zahl der einbezogenen Patienten, die Aussagen über ein Viertel aller Covid-19-Todesfälle in England ermöglicht. Dadurch konnten die häufigsten chronischen Vorerkrankungen separat ausgewertet werden. Außerdem wurden nicht nur Todesfälle in Kliniken erfasst, sondern auch solche, die sich in Altenheimen oder zu Hause ereignet haben. Damit beschreibt die Studie die dominierenden Risikofaktoren in der größten jemals analysierten Gruppe von Covid-19 Todesfällen.
Quelle: Williamson, Elizabeth J. et al. (2020): OpenSAFELY. Factors associated with COVID-19 death in 17 million patients. In: Nature, S. 1–11. DOI: 10.1038/s41586-020-2521-4 .
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