Frau Prof. Hübner aus Jena, eine der besten Kennerinnen der naturheilkundlichen und komplementärmedizinischen Angebote in der Onkologie in Deutschland, vertritt unter dem neuen Begriff der Integrativen Onkologie einen vielversprechenden Ansatz, der nämlich besagt,
dass die moderne, arbeitsteilig spezialisierte Onkologie gewissermaßen eine Leerstelle im Arzt-Patient-Verhältnis geschaffen hat, indem sich die etablierte Onkologie zu ausschließlich auf die „Eividenzen“, also die wissenschaftliche Beweislage, fokussiert und dabei die Pflege dieser Beziehung vernachlässigt hat. Wenn es um das Überzeugen und um die Befähigung zum Umsetzen entbehrungsreicher Therapien geht, dann darf an dieser entscheidenden Stelle aber keine Leere herrschen, sondern hier muss es Vertrauen geben und die Zuversicht, dass man sich in guten Händen befindet und dass man auch selbst etwas tun kann.
Genau in diese Leerstelle setzen sich die sogenannten alternativmedizinischen und komplementärmedizinischen Angebote. Ihre vermeintliche Wirksamkeit entpuppt sich bei genauerem Hinschauen teils als Übertriebung, teils als völlig unhaltbare Versprechung. Dadurch können sie dann sogar schädlich sein (während sich diese Angebote zumeist mit der Aura der Unschädlichkeit schmücken).
Folgerichtig besteht der Ansatz der „Integrativen Onkologie“ von Frau Prof. Hübner darin, erstens der Arzt-Patient-Beziehung wieder die ihr angemessene Bedeutung zurück zu geben. Zweitens will sie aus der Vielzahl von überwiegend fragwürdigen Therapieangeboten jene ausfindig machen, die dem Patienten einen nachweislichen Vorteil bzw. Nutzen verschaffen. Solche komplementärmedizinischen Angebote seien zum Wohle des Patienten dann auch in die Onkologie zu integrieren.
Der Nutzen solcher komplementärmedizischen Therapien und Wirkstoffe ist zumeist viel kleiner, als es den Anpreisungen oder den Erwartungen entspricht. Aber er ist auch viel zu groß, um ihn einfach zu ignorieren. Es geht Prof. Hübner also darum, „die Spreu vom Weizen“ zu trennen und darüber der etablierten Onkologie vor Augen zu führen, dass es unter den naturheilkundlichen und den weiteren Therapieverfahren eben auch „Weizen“ gibt, den es zu beachten und zu nutzen gilt.
Der oben verlinkte Beitrag zur Integrativen Onkologie erschien im Thüringischen Ärzteblatt, ist also nicht für Laien verfasst. Aber für viele wird er vermutlich trotzdem ausreichend gut verständlich sein.
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