Im Bereich der alternativen und ergänzenden (komplementären) Therapieangebote finden sich nicht selten Aussagen dergestalt, dass wegen der individualisierten, auf jeden einzelnen Patienten zugeschnittenen Therapie die wissenschaftlichen Methoden nicht passen oder gelten würden, die ansonsten in der Medizin zur Überprüfung der Wirksamkeit von Therapien etabliert sind. Jeder Fall müsse einzeln und gesondert betrachtet werden. Am Ende wisse der Patient selbst am besten zu beurteilen, ob ihm oder ihr eine Therapie geholfen habe oder nicht. Und die große Popularität der im weiteren Sinne naturheilkundlichen und ganzheitlichen Medizinen spreche da für sich.

Zwar ist es nicht grundsätzlich fragwürdig, wenn man die Frage aufwirft, ob alle Therapien nach demselben Schema überprüfbar sind. Aber es lohnt schon, diese Argumente sorgfältig anzuschauen. Allzu leicht verbirgt sich hinter dieser Argumentation lediglich eine Schutzbehauptung bzw. eine vorsorgliche Immunisierung gegen empirische Kritik, also Kritik durch die Faktenlage.

Einer der gründlichsten Kenner der Alternativen und Komplementären Medizin ist der 1948 in Wiesbaden geborene, deutsch-britische Humanmediziner Prof. Edzard Ernst. Er ist der erste ordentliche Professor für alternative Medizin und wurde 1993 auf den neu geschaffenen Lehrstuhl für Alternative Medizin an der Universität Exeter in Großbritannien berufen. Dem Thema hat er sich seitdem wie kein zweiter verschrieben. In Fachartikeln und Übersichtsarbeiten hat er die zahllosen Methoden und Mittel untersucht und bewertet.

Wer über gute Englischkenntnisse verfügt, findet in seinem BLOG Auskünfte über die wissenschaftlich abgesicherten Belege der alternativen oder komplementären Heilmethoden. Die Mitteilungen sind teilweise zugespitzt formuliert, aber sehr gut abgesichert.

Professor Ernst forschte viele Jahre mit dem Schwerpunkt auf Wirksamkeit und Sicherheit unkonventioneller Therapieverfahren. Er ist inzwischen im Ruhestand. Aber wie man an seinem Blog leicht erkennen kann, ist er immer noch äußerst aktiv, also eher im “Unruhestand”.