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Der gelernte Stadtplaner und langjährig aktive Publizist Roland Stimpel, zugleich im Vorstand von FUSS e.V., dem Fachverband für Fußverkehr, hat kürzlich einen ersten Band der “Edition FUSS“ vorgelegt mit dem Titel “Wer langsam macht, kommt eher an: Verkehr abrüsten – Mobilität gewinnen“.

Der zunächst paradox anmutende Titel ist in gewisser Weise symptomatisch für dieses lesenswerte und auch gut geschriebene Buch. Denn verblüffende, scheinbar paradoxe Feststellung und Erkenntnisse enthält dieses 220 Seiten starke Bändchen zu Hauf. Allen voran die (allerdings inzwischen schon fast eingängig klingende) Aussage, dass mit einer Reduzierung der Geschwindigkeit im städtischen Verkehr dessen Fluss verbessert würde – und dann ein Ankommen tatsächlich eher möglich wäre.

Der FUSS e.V., dem Roland Stimpel derzeit vorsteht, ist nicht einfach nur eine Fußgängerlobby, wie es der ADFC oder der ADAC für Rad- bzw. für Autofahrer ist. Vielmehr lässt sich der Verein neudeutsch vielleicht besser als ein “think tank“ zur stadtökologischen Modernisierung begreifen. Dies kommt übrigens auch schon im Titel der inzwischen im 42. (!) Jahrgang erscheinenden Verbandszeitschrift “mobilogisch! Zeitschrift für Ökologie, Politik & Bewegung“ deutlich zum Ausdruck.

Und für dieses grundlegendere Thema hält das Buch von Stimpel, dessen publizistische Erfahrung durch einen lebendigen und durchweg gut verständlichen Schreibstil auf jeder Seite spürbar ist, zahlreiche interessante Gedanken und Erkenntnisse bereit. Sie verteilen sich zudem über ein breites Spektrum, das von Regeln und Rechten, über die im Buchtitel anklingenden, vermeintlichen Paradoxien, bis hin zu spannenden Vorschlägen und Visionen für einen neuen urbanen Verkehr reicht.

Dieses Buch kommt damit gerade zur rechten Zeit. Denn wir erleben ansonsten eine geradezu grotesk anmutende Phantasielosigkeit bei der derzeitigen Diskussion zur „Verkehrswende“, die weit von einer wirklichen Neugestaltung“ des Verkehrs entfernt ist, wenn wir die Vorstellungen der anderen Parteien in den Blick nehmen. So scheint der Automobilindustrie nichts Klügeres einzufallen, als die bereits bekannten, großvolumigen, immer schwergewichtigeren PKWs nun mit einem Elektroantrieb zu versehen. Und bei den Radlern stellt Stimpel mit Recht fest, dass deren Tunnelblick auf die eigenen Bedürfnisse nach demselben Strickmuster gewirkt ist wie dazumal die Fokussierung auf das Auto, nämlich etwa mit der obskuren Forderung nach “Autobahnen“ für Radler, die – natürlich! – zu Lasten der Fußgänger gehen, weil man die – heute gern elektrisch geliftete – Geschwindigkeit vorzugsweise ohne „Hindernisse“ ausleben will.

Dass der ungemein kenntnisreiche, und im besten Wortsinne stadtplanerische Autor in seinem Buch die vulnerabelste Partei im Verkehr in das Zentrum seiner Überlegungen rückt, hat nicht nur mit deren Verletzlichkeit zu tun, sondern weil der Fußverkehr, zumal in der Kombination mit ÖPNV, allemal die effektivste Form für das mit Massen konfrontierte urbane Leben ist. Auch das hätte man auf Anhieb so vielleicht nicht vermutet.

Und doch ist das Buch längst nicht ein bloßes Plädoyer für das zu Fuß gehen, das wir ja eh immer schon alle praktizieren. Es ist eben viel mehr, der Horizont ist viel weiter gespannt, und ließe sich vielleicht auf die kurze Formel bringen: Verkehr neu denken. So dürfte es kaum einen Leser geben, der nicht über die eine oder andere Passage im Buch ins Nachdenken und Staunen kommt. Danach kann Neues beginnen – und das brauchen wir ja für eine Verkehrswende, die diesen Namen verdient!

Dem Buch ist viel Aufmerksamkeit zu wünschen, damit die vielen guten Ideen und Beobachtungen rasch und vielleicht noch rechtzeitig eine breitere Basis in der Gesellschaft finden, die im Begriff steht und gezwungen ist, sich zu transformieren.

Das Honorar für dieses Buch geht übrigens an den FUSS e.V., und der Preis für die kartonierte Ausgabe beträgt 14,49 € zuzüglich Versandkosten im Online-Shop des Verlags epubli.de (unter dem Suchwort “Stimpel”). Die gebundene Ausgabe gibt es für 19,49 € und als E-Book zahlt man 9,49 €.
Wer das Buch in der kartonierten oder in der gebundenen Ausgabe hier bestellt, bekommt es portofrei zugeschickt 😉.